Mit 4WD durch Australien

Mit 4WD durch Australien
von Hans Plass


hans4wdWenn man in ein gewisses Alter kommt und bevor der kalte Hintern in einer 2,10 m tiefen Gruppe entsorgt wird, wollen die meisten Menschen noch einmal ein großes Abenteuer erleben.
Mein großer Wunsch war es, mit 4WD (Four Wheel Drive) quer durch Australien zu reisen. Durch leichte bis mittlere Drohungen überzeugte ich Elfi, dass es auch ihr größter Wunsch ist in 2 m³, auf 4 Rädern, 5 Monate durch Down Under zu reisen.
Nach einem halben Jahr Vorbereitung, flogen wir mit Lauda Air am 1.Jänner 2004, von Wien über Kuala Lumpur nach Sydney. Am 2.Jänner 2004 sind wir in Sydney im Hotel angekommen und am 3.Jänner 2004 war ich im Spital. Ich hatte eine höllische Harnröhreninfektion bekommen. Ich, der normalerweise um jedes Spital einen großen Bogen macht und mit meinen geringen Englisch Kenntnissen, ging freiwillig in das Spital. Doch bei jeden „PIESELN“ glaubte ich, durch meinen „besten FREUND“ läuft eine Chilli Sauce. Sie pumpten mich mit Antibiotika voll und ich konnte die Reise mit einigen „brennenden Tagen“ fortsetzen. Nach 2 Tagen in Sydney Übernahmen Klaus Bosenauer, ein deutschstämmiger Australier und wir, von der Firma HERTZ eine TOYOTA Landcruiser. Klaus hatte ich schon in Wien gebucht denn mir war es wichtig, dass mir ein Profi zeigt, was man mit diesem Auto alles machen kann. Und das ist, ich konnte es auch nicht fassen, man wird es aber im Film sehen, wahnsinnig viel.
Warum 4WD?


4wd-australienEs gibt für mich 4 Kategorien von Reisenden in Australien.

1. die Warmduscher Variante
2. die Softie Variante
3. die Möchtegern Abenteurer Variante
die irrsinnige Variante

Punkt 1 sind, und wir gehörten auch einmal dazu, Reisende mit wenig Zeit, die bequem in einem klimatisierten Bus sitzen.
Sie werden Australien nicht kennen lernen. Schade um die Zeit und das Geld.

Punkt 2 sind Reisende, die in einem mehr oder weniger bequemen Campervan, zu dieser Sorte gehörten Elfi und ich vor drei Jahren, Australien bereisen wollen.
Einziger Nachteil, man kann nur auf geteerter Strasse fahren. Bei dieser Reise, vor drei Jahren, blickte ich Sehnsüchtig auf die Gravel Roads.
Das sind Schotterstrassen, oder gelegentlich noch genutzte Cattletracks die in das Australische Never never (Outback) Gebiet führen. Da schwor ich mir, über diese Wege muss ich einmal im Leben fahren. Damit komme ich zu …… ……

Punkt 3. Diese Art zu reisen ist mit einem fast kalkulierbaren Risiko verbunden und genau das richtige für mich.

Punkt 4 sind die Wahnsinnigen. Sie fahren auf Tracks die nur mehr ein Aborigines mit Mühe erkennen kann und wo man ohne GPS, Funk und vorher angelegtem Benzindepot in den sicheren Tot fährt. (Canning Stock Route 1755 km)

crocsafetyDer Beginn unseres Abenteuers war sehr verheißungsvoll. Ich dachte durch meinen Beruf, 34 Jahre LKW Lenker, mir kann keiner was über das Autofahren erzählen. Wie meistens habe ich mich sehr getäuscht. Klaus zeigte mir was man mit diesem Auto alles machen kann. Ich konnte es nicht fassen. Doch nach einer Woche Fahrunterricht fuhr auch ich Wege hoch, die so steil waren, dass man Steigeisen zum erklimmen braucht, fuhr auch ich durch Flüsse, wo das Wasser über die Kühlerhaube ran und manchmal 460 km über Cattle Tracks, durch ein Land, das ich mein höllisches Paradies nenne.
Warum diese Bezeichnung? Wo auf dieser Erde gibt es Landschaften wie im Paradies, liebenswertere Tiere, Koala´s, Känguru´s, Wombat´s, die schönsten Papageien der Welt, das gefährlichste Reptil – sprich Salzwasserkrokodil, die giftigsten Schlangen – sprich Tigerotter, Todesotter, Kupferkopfschlange, Taipan, die giftigsten Spinnen – sprich Red Back, Trichternetzspinne, die giftigsten Meerestiere – sprich Box Jelly Fish, Blauringkrake, alles Geschöpfe deren Biss oder Stich tödlich ist, ganz zu schweigen von den allgegenwärtigen Millionen Fliegen und Moskitos. Und trotzdem, man muss einmal unter Millionen Sternen, die so nahe sind, dass man meint sie greifen zu können und es so still ist, dass man das eigene Blut rauschen hört, eine Nacht im freien schlafen, damit man dieses Land verstehen und lieben kann, wie ich es tue.
4wdDie Reiseroute bestimmten die Australischen Jahreszeiten. Den Jänner verbrachten wir in den Blue und Snowy Mountains, Ende Februar Anfang März begann das Outback Abenteuer auf dem Strezlecki und Oodnadatta Track nach Alice Springs. Hier ereilte uns die Weltweite Wetterumstellung. Statt trockenes Wetter, wie um diese Zeit üblich, regnete es in Strömen und von diesem Zeitpunkt verschoben sich alle Zeiten um Wochen, was zur folge hatte, das wir zum Beispiel am Ningaloo Reef zum Whalshark watching zu früh waren und die meisten 4WD Tracks unpassierbar waren. Dadurch musste ich auf andere Routen ausweichen, die auf den Landkarten nur ganz dünn strichliert waren. Das war dann das richtige Outback Abenteuer. Über Wege, wo man nur mehr eine Autospur erahnen und nicht mehr genau sehen konnte, durch ausgetrocknete tiefsandige Flüsse, durch endlose einsame Ebenen, bei einer viertägigen Tour begegneten uns gerade einmal 2 Auto von Rangern, durch Schluchten, vorbei am einsamsten Roadhouse der Welt. 400 km vorher und 280 km nachher steht diese Roadhouse in einer der heißesten Wüsten der Welt.
Geschlafen haben wir im Millionen Sterne Hotel, unter freiem Himmel, nur umgeben von den Geräuschen der Natur. In Tasmanien, machten wir Stundenlange Wanderungen über Berge, durch Schluchten, schwammen in Glasklaren Gebirgsseen und überquerten Flüsse mitten im Regenwald. Doch leider gibt es kein 100 % Paradies. Die an manchen Tagen mörderische Hitze, der Wassermangel in manchen Gegenden, die Fliegenplage, es war oft so arg das man nur mit einem Gesichtsnetz das Auto verlassen konnte.
roadIm tropischen Norden die Moskitos, von denen einige Arten eine Bösartige Krankheit hervorrufen können. Doch alles ist halb so schlimm, wenn man einen Partner, wie meine Frau Elfi, mithat. Das diese Reise unvergesslich bleiben wird verdanke ich nur ihr. Was diese Frau leistete war einfach unglaublich. Ich fange am Morgen an. Einen Sonnenaufgang sahen wir zwar nie aber in der größten Einsamkeit servierte sie ein Frühstück wie zu Hause. Mangels Geschirr und eines geeigneten Herdes, kreierte sie neue Speisen, das ich darauf bestehe auch zu Hause so gut zu Essen. Es war einfach traumhaft was sie auf dem Tisch stellte. Und so nebenbei fuhr sie 12.000 km von den insgesamt 22.600 km.
Und wenn ich einmal Sch………… drauf war und mich über etwas geärgert habe, beruhigte sie mich. Jetzt werdet ihr euch fragen: „und wos hot da Launge gmocht?“ Ich war der technische Direktor, muss ja auch sein. Jetzt zu den Menschen in Australien. Wenn man mit ihnen eine gewisse Zeit zusammen lebt, sieht man, das sie nicht besser oder schlechter wie wir Europäer sind. Der einzige Unterschied ist, sie nehmen das Leben nicht ganz so ernst wie wir, und den Spruch "Take it Easy" den Leben sie. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es allerdings. Seit den Olympischen Spielen 2000 ist das Leben sehr teuer geworden.
Doch jetzt freuen wir uns schon auf zu Hause, auf unsere Familie und auf die Freunde vom TCA.

Euer Plass Hanse alias
Crocodile Tschonie